Die Stadt liegt nicht am Meer – Guantánamo-Miniaturen Nr. 2

In Havanna in das Flugzeug gestiegen. Auf dem Vordersitz eine junge Mutter mit reichlich Goldschmuck behängt, zwei kleine Mädchen an ihrer Seite, vielleicht vier und sieben Jahre alt. Beide Kinder tragen elegante Sandaletten mit hohen Absätzen, sind geschmückt, geschminkt, tiefroter Nagellack. Die Kinder reden miteinander wie Kinder, die Erwachsene spielen.

Die Stewardess teilt Kaffee aus und Zuckerl. Nach eineinviertel Stunden in Guantánamo gelandet.

Auf dem Minilaufband des Flughafens ein Käfig mit zwei prächtigen, aber verängstigten Papageienvögeln. Der auf diese wartende, ein wenig nervös wirkende Mann nimmt sie eilends in Empfang. Er strahlt über das ganze Gesicht, als die Tiere auf seine zärtlichen Zurufe reagieren. Der Raum ist so klein und das Gedränge ist groß an den Gepäckausgabebändern. Lautes Lachen und gut gelauntes Winken nach draußen, wo die Verwandten der Angekommenen warten. Kusshände hin und her.

Dann beim Hinaustreten aus der klimatisierten Ankunftshalle augenblicklich ein Schweißausbruch. Und Jubel und Umarmungen und Küsse. In den Autobus gestiegen, der die Reisenden in das Zentrum bringen wird.

Ein Mann und eine Frau.

Ich zeige dir meine Stadt, sagt er.

Große Häuser mit hohen Räumen, Art-deco-Elemente an der kolonialen Architektur, Terrassen mit alten ornamental gemusterten Fliesenböden und -wänden, die Kacheln oft zerbrochen, viele Gebäudevordächer mit Wellblech geflickt. Manche Häuser liebevoll restauriert.

Diese Fliesen sind schön, sagt die Frau, als sie daran vorbeigehen. Kann man solche kaufen hier? Manchmal, vielleicht, erwidert der Mann.

 

Die Geländer und die Schutzgitter bestehen aus phantasievoll geschmiedetem Baueisen, hier wachsen metallene Tulpen und Rosen.

Die Häuserzeilen durchbrochen von zusammengefallenen Gebäuden oder von Baulücken. Dann ist hier manchmal ein kleiner Park eingepasst oder dort ein Monument aufgestellt.

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